Der Bundesrat will sparen. Seit Monaten ist es das Thema der nationalen Politik. Gespart wird überall: Beim Klimaschutz, beim öffentlichen Verkehr, bei der internationalen Zusammenarbeit – bloss nicht bei der Armee. Und nicht einmal Volksentscheide scheinen dem Bundesrat noch heilig zu sein.

Eine dieser Sparmassnahmen betrifft die Bildung und Forschung und trifft direkt das Portemonnaie der Studierenden. Die Studiengebühren sollen verdoppelt werden. Dagegen haben Anfang Oktober tausende Studierende demonstriert, über 3’000 allein vor dem Bundeshaus in Bern, schweizweit mehr als 6’000. Zeitgleich wurde eine Petition mit über 37’000 Unterschriften eingereicht und diese sagt klar: Diese Massnahme ist unsozial, ungerecht und gefährlich.

Denn sie trifft nicht alle gleich. Wer privilegiert ist und von Eltern unterstützt wird, für den bleibt Bildung zugänglich. Doch für viele junge Menschen bedeutet eine Verdoppelung der Gebühren eine massive zusätzliche Belastung. Bereits heute arbeiten drei von vier Studierenden in der Schweiz neben dem Studium, durchschnittlich zehn Stunden pro Woche. Zusammen mit dem Studienaufwand investieren sie mehr als 51 Stunden wöchentlich in Ausbildung und Erwerbsarbeit. Das ist deutlich mehr als ein klassischer Vollzeitjob. Die geplanten Gebührenerhöhungen würden die Belastung weiter verschärfen und den Druck auf junge Menschen noch vergrössern.

Ein Studium bringt nicht nur direkte Kosten mit sich. Es bedeutet auch Opportunitätskosten. Als Betriebswirtschaft-Studentin lerne ich, alles zu kapitalisieren. Zeit ist Geld – ein Satz, denn wir alle schon tausende Male gehört haben. In unserer kapitalistischen Gesellschaft entspricht dieser der Realität. Jede Stunde, die wir ins Studium investieren, ist eine Stunde, in der wir kein Einkommen erzielen können. Bildung wird so zu einem Luxus.

Dabei geht es längst nicht nur um Geld, sondern um die grundlegende Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Bildung ist ein Menschenrecht. Und sie ist entscheidend für die Zukunft unserer Gesellschaft. Die heutigen Studierenden sind die Lehrpersonen, Ärzt*innen und Ingenieur*innen von morgen. Sie sind Fachkräfte, die wir dringend benötigen für eine funktionierende Gesellschaft. Wenn wir ihnen den Zugang erschweren, gefährden wir nicht nur ihre individuelle Zukunft, sondern auch die gesellschaftliche Entwicklung.

Wir müssen Hürden abbauen und nicht neue errichten. Doch mit der geplanten Massnahme werden unsere Hochschulen noch elitärer. Wer sich das Studium leisten kann, darf bleiben. Alle anderen bleiben zurück. So sieht keine chancengerechte Gesellschaft aus. So verlieren wir Talente und Perspektiven.

Letztlich möchte ich an die Generationengerechtigkeit appellieren. Wenn wir heute in die Ausbildung von Fachkräften investieren, finanzieren diese morgen die Ausbildungen der nächsten Generation und tragen zu einer funktionierenden Gesellschaft bei. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass sich der Staat seiner Verantwortung nicht entzieht und solidarisch handeln.

 

Erschienen am 3. Oktober 2025 in der P.S.-Zeitung