Nächste Woche wird der 8. März gefeiert, der Weltfrauentag. Ein Tag im Jahr, an dem man uns Frauen sagt, wie großartig wir doch sind. Es gibt Blumen – „Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen!“ – und Schoggi – „Für mich? Danke, so toll!“ – und dazu eine Flut an Newslettern mit 10%-Rabatten auf Pullover.

Aber was bringen uns Blumen, Schokolade und Rabattcodes? Erfeiern wir uns damit Gleichstellung?

Wohl kaum. Deshalb ist der 8. März nicht nur ein Feiertag, sondern der feministische Kampftag. Denn wir sind noch lange nicht am Ziel. Wir kämpfen für gleiche Rechte. Für gleiche Löhne. Für Schutz vor geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt. Für die Anerkennung und faire Verteilung unbezahlter Care-Arbeit. Für die Überwindung von Geschlechterstereotypen, die uns von klein auf aufgezwungen werden. Für gleiche Karrierechancen, für sichere Arbeitsbedingungen, für ökonomische Unabhängigkeit. Für die ausreichende Finanzierung von Frauenhäusern, denn Schutz vor Gewalt darf keine Frage des Budgets sein. Für Kita-Plätze und eine gerechte Elternzeit, die es beiden Elternteilen ermöglicht, Beruf und Familie zu vereinbaren. Für ein Leben ohne Angst, wenn wir nachts allein nach Hause gehen. Und für Respekt.

Und dieser Kampf muss weitergehen: Laut Global Gender Gap Report 2024 werden wir bei diesem Tempo in Europa erst in über 70 Jahren volle Gleichstellung erreichen – und weltweit erst in über 100 Jahren. Eine absurde Vorstellung. Sollten wirklich erst unsere Urenkelkinder in einer Welt aufwachsen, in der Geschlecht nicht mehr über Chancen, Sicherheit und Einkommen entscheidet?

Die Folgen dieser Ungleichheit sind brutal. Allein in den ersten acht Wochen des Jahres 2025 wurden in der Schweiz acht Frauen von ihren (Ex-)Partnern oder Familienmitgliedern ermordet. Acht mutmaßliche Femizide. Woche für Woche stirbt eine Frau – weil sie eine Frau ist. Und das ist keine traurige Ausnahme, sondern ein Muster. Ein Muster, das wir nicht länger hinnehmen dürfen.

Gleichzeitig werden Stimmen laut, die behaupten, Frauen hätten längst alle Rechte, es gebe keine Benachteiligung mehr. Doch wie kann das stimmen, wenn Frauen immer noch systematisch weniger verdienen, weniger oft in Führungspositionen aufsteigen, mehr unbezahlte Arbeit leisten und häufiger Opfer von Gewalt werden? Wenn sie auf politischer Ebene unterrepräsentiert sind und Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, noch immer mehrheitlich von Männern getroffen werden?

Dagegen kämpfen wir. Genau deshalb braucht es den feministischen Kampftag. Wir lassen uns nicht mit Blumen ruhigstellen, sondern erheben unsere Stimmen. Für uns. Für die, die vor uns gekämpft haben. Und für die, die nach uns kommen.

Gleichstellung ist kein Geschenk. Sie ist ein Recht. Und wir fordern es ein – laut, gemeinsam und unaufhaltsam.